Dieses Buch fand mich, als ich in einer sehr schlechten Phase im Prozess war. Alles schmerzte, alles war eng und düster. Alles stand still und nervte mich. Ich weiß heute gar nicht mehr, wie es sein konnte, dass ein Buch mit dem endlos langen Titel: „Der Imago-Prozess, Veränderungen meistern oder von der ganz natürlichen Einsamkeit einer Raupe im Kokon“, in meinem Einkaufskorb landete. Vermutlich, weil ich mich sehr sehr einsam fühlte. Unverstanden von der Welt und auch (und das war das allerschlimmste) von mir selbst.

Nachdem ich mich selbst davon überzeugt hatte, dass ich dieses Buch nun auch lesen müsse, wo ich es schon gekauft hatte, hatte, stieß ich auf die folgenden zwei Sätze:

Etwas passiert, was dich vollkommen aus der Bahn wirft, ein äußeres Ereignis zwingt dich, dich neu auszurichten. Du versuchst, weiterhin zu funktionieren wie bisher, doch etwas in dir zieht sich zurück und beginnt, sich zu verändern, unbemerkt, oft auch ungewollt.

Ach! Ja, das passte total. ER war mir passiert und mein gesamtes Leben war nicht mehr das, was es mal war. Und so sehr ich mich auch danach sehnte, wieder zu meinem alten, sorglosen Standard zurückzukehren, umso mehr warf mir das Leben Dreck vor die Füße und zwang mich, ihn mit der Zahnbürste wegzufegen.

Es fühlte sich an, wie ein ewiger innerer Kampf. Ich wollte mich einfach nicht verändern. Ich fand mein unbewusstes Ich, was vorher ja so entspannt leben konnte, schön und verdammt nochmal, warum sollte ich das denn aufgeben? Also strampelte ich, ruderte mental mit den Armen und sank immer tiefer in den Strudel der Wut und des Hasses auf das, was da vor sich ging. Aber ich konnte es nicht stoppen.

Das Buch erläutert, wie Veränderungen geschehen an einem großartigen Beispiel aus dem Hause von Mutter Natur. Die Entwicklung eines Schmetterlings.
Als ich die ersten Seiten las, wusste ich, dass ich derzeit das Stadium einer Raupe erlangt hatte. Ich war gefangen in meinem Kokon und wie es bei den Raupen auch ist, so wehrt sich der gesamte Organismus gegen diese beginnende Veränderung. Es ist wie der Kampf gegen eine Grippe, bei dem unser Körper die Erreger wieder aus dem System schaffen möchte. Und genau so wollte mein Körper oder eher mein Geist, meine neu entstandenen Zellen, die, die Veränderung einläuteten, aus meinem System vertreiben. Je mehr ich versuchte die neuen Zellen wieder loszuwerden, desto kraftloser wurde ich. Desto mehr Wut sammelte sich in meinem Herzen an und vergiftete meine Energiebahnen.

Etwas ist komisch, anders, du kannst nicht sagen, was, aber deine gewohnte Komfortzone funktioniert nicht mehr. Du ertappst dich immer öfter bei ketzerischen Gedanken, eventuell beginnt dein Körper, erste Anzeichen von Krankheit oder Schmerzen zu zeigen. Du unterdrückst deinen Groll, deinen Schmerz, du wetterst im Stillen, suchst nach Ausstiegsmöglichkeiten. Nach außen hin wirkst du wie immer. Doch die Raupe in dir will keine Raupe mehr sein, will nicht mehr auf althergebrachte Weise leben, worum auch immer es geht. Oft genug weiß man in diesem Stadium selbst nicht, was fehlt.

Genau so!! Treffender hätte ich es auch nicht beschreiben können. Nachdem ich mich also völlig erkannt habe, in der Rolle der Raupe, wurde ich hineingezogen in das Buch, das mir aufzeigte, dass alles was gerade geschah völlig normal war und sich an Mutter Natur orientierte. Der Schmetterling weiß anfangs auch nicht, wie er am Ende aussehen wird, wenn er in der Form der Raupe existiert und genau so wusste ich nicht, was für eine Gestalt ich am Ende der Veränderung annehmen würde. Alles,  was ich nun verstand, war, dass es unaufhaltsam war. Niemand kann diese Veränderung stoppen, denn das Verleugnen der neuen Zellen würde den eigenen Körper auf Dauer zerstören. Das ist es, was so viele Menschen tun, die sich dann in Krankheiten wiederfinden.

Wie auch immer dein Veränderungsprozess aussieht, er ist vom Leben gewollt. Es ist immer ein gesunder Reifungsprozess, an dessen Ende ein Aspekt aus dem Kokon schlüpft, der bereits in dir angelegt war. Bevor es jedoch so weit ist, kannst du diesen Aspekt bestenfalls erahnen, aber mehr noch nicht.

Es wurde davon gesprochen, dass man sich dem Ganzen hingeben muss.

Hingabe bedeutet nichts anderes, als dass du deinen Impulsen folgst – den Impulsen nach Ruhe, nach Rückzug, nach Veränderung, nach Handlung, nach all dem, wozu es dich innerlich im Moment drängt. Du erlaubst der Veränderung in dir, stattzufinden, und gibst ihr innerlich Raum, erlaubst deinem Inneren, diesen Kokon zu spinnen.

Und das war es auch, was ich nach dem ersten starken Kampf gegen mich selbst tat. Ich ließ mich fallen, akzeptierte, dass ich eine Raupe war, die keine Ahnung davon hatte, wie der daraus entstehende Schmetterling jemals aussehen wird.

Ich kann euch dieses Buch nur ans Herz legen. Gerade, wenn ihr mit Veränderungen grundsätzlich Probleme habt und spürt, dass ihr bei manchen Themen einen inneren Widerstand aufgebaut habt. Es liest sich leicht, man fühlt sich völlig angenommen in seinem Prozess und erhält ganz neue Sichtweisen auf das, was mit einem geschieht. Aber ich möchte nicht zu viel verraten und mit einem starken Zitat aus dem Buch hier enden:

Woran also erkennst du den Unterschied zwischen gesunden und ungesunden Komfortzonen? Die ungesunde Komfortzone dient der unangemessenen Schmerzvermeidung. Du unterdrückst deine vitalen Impulse, weil du negative Emotionalverträge einhalten willst oder weil du Angst hast, verletzt zu werden und dich nicht abgrenzen zu können. Wenn du in einer ungesunden Komfortzone festhängst, dann drehst du dich im Kreis, und du spürst, dass du dich selbst blockierst. Du versuchst, deine Angst vor Neuem zu vermeiden und dir selbst und deinen Gefühlen auszuweichen. Wenn du ganz ehrlich zu dir selbst bist, weißt du tief in dir, dass du dir selbst und deiner Lebendigkeit im Weg stehst.

Ich fühle diese Sätze und wenn ihr das auch könnt, dann ist das euer Buch. :-)