Zunächst einmal muss ich voranstellen, dass das Thema Vertrauen einen langen Weg beschreibt, der diesen Prozess prägt. Viele kleine, geduldige Schritte sind nötig. Und Milde gegenüber uns selbst. Wer also meint, dass er hier nur eben diese Antwort lesen muss und dann öffnet sich der Zauberhut, aus dem Vertrauen aufsteigt – äh, nee. Das wird so nicht passieren.
Wenn wir über Vertrauen sprechen, sprechen wir über Vertrauen auf drei Ebenen.
- Vertrauen in uns selbst.
- Vertrauen in etwas Höheres, also in etwas, was uns leitet.
- Vertrauen in unseren Herzensmenschen.
Zu Beginn des Prozesses habe ich auf absolut keiner dieser Ebenen vertraut.
Mein Verhalten im Außen war in einem großen Ungleichgewicht. Ich bin meiner Dualseele hinterhergelaufen, habe versucht ihn zu manipulieren, durch Nachrichten oder lustige Sprüche bei WhatsApp. Ich wollte alles tun, damit er mich nicht vergisst. Und er sollte sehen, dass es mir auch ohne ihn total gut geht.
Ich hab das getan, weil ich Angst hatte. Mein System wollte mich vor dem erneuten Erleben eines alten Schmerzes bewahren. Deshalb habe ich gehandelt wie ich gehandelt habe.
Egal wie ich mich aber verhalten habe, es hat sich nichts geändert. Bis ich verstanden habe: Wenn ich in der Tiefe nicht heile, wird dieser Zustand des Misstrauens lange so bleiben, so dass ich mich immer im Kreis drehen werde.
Seit ich begonnen habe, meine eigenen Ängste aufzulösen gelangen die drei Ebenen wieder ins Gleichgewicht.
Anfangs stellte ich mir die Frage, ob ich eigentlich völlig bekloppt bin. Ich zweifelte an meinen eigenen Gefühlen und stellte meine Wahrnehmung in Frage. Dann änderten sich meine Fragen. So frage ich mich aktuell, welche Werte habe ich in meinem Leben? Wie will ich leben und welches Potenzial liegt in mir verborgen?
Es kommen immer mehr Antworten auf all diese Fragen zum Vorschein und mein Vertrauen in mich selbst steigt ständig. Weil ich erkenne, wer ich wirklich bin! Weil ich mich finde.
Ich fühle mich wieder an meine eigene Weisheit angebunden und mache mich unabhängig vom Außen. Und damit auch von seinem Verhalten.
Das Vertrauen in etwas Höheres bedeutet für mich, dass ich mich vertrauensvoll hingebe und das ist vielleicht das aller schwerste für mich gewesen.
Ich lasse die Kontrolle völlig los und gebe mich dem Fluss des Lebens hin. Ich akzeptiere damit aber auch alles was passiert und dieses ‚Alles‘ umfasst meiner Meinung nach auch die Gegebenheit, dass mein Gegenüber möglicherweise nie wieder in mein Leben kommt. Aber wenn ich etwas Höherem wirklich vertrauen will, dann vertraue ich ja auch darauf, dass, egal was passiert, alles richtig ist und vor allem, dass alles zu meinem Besten geschieht. Dieses Vertrauen ist für mich fast das schwerste, da ich wie viele von euch in frühester Kindheit Verletzung erlitten habe, die mir mein Urvertrauen genommen haben. Jetzt gewinne ich es Stück für Stück zurück und fühle mich getragen.
Das Vertrauen zum Gegenüber habe ich im Laufe der Zeit immer mehr entwickelt. Ich kenne seine Themen. Ich weiß wie schwer er sich mit sich selbst tut und bisher sind wir irgendwie immer wieder aufeinander zu gegangen. Ich kann mir vorstellen, dass er überhaupt nicht weiß, wie er mit all dem umgehen soll und dass er den Weg wählt, den ich auch so lange gewählt habe – den des Verdrängen. Aber wir sind eins und deswegen geht er genau die gleichen Schritte, die ich auch gehe. Nur ist sein Tempo ein anderes.
Es ist es auch so wichtig, dass ich das Vertrauen zu ihm und seinen Gefühlen für mich innerlich wahrhaftig aufbaue. Wenn ich mir nämlich dieser tiefen Liebe nicht wert bin die ich bei ihm ja einst gespürt habe, dann wird er mir das so lange spiegeln bis ich das in mir geheilt habe. Und das tut er, weil er auf mein Unbewusstes reagiert. Deshalb sind alle Aktionen an der Oberfläche auch nutzlos, weil er darauf nie anspringen wird, solange in meinem Inneren noch etwas ist, was dem entgegensteht.
Wenn wir im Laufe des Prozesses heilen, dann kommen all diese drei Ebenen des Vertrauens wieder ins Gleichgewicht und dann müssen wir uns auch nicht mehr fragen, wie wir das Vertrauen aufbauen, wenn ein langer Rückzug besteht. Weil wir dann vertrauen können. Weil wir wissen, wozu dieser Rückzug dient. Weil wir wissen, dass alles für uns passiert und niemals gegen uns und weil wir unserem Gegenüber vertrauen können, dass er diese Zeit für sich nutzen kann, um dann wieder die nächste Runde im Prozess zu eröffnen.
Wirkliches Lolassen geht ohne wahres Vertrauens auf all diesen drei Ebenen nicht. Und deshalb drehen wir uns so oft im Kreis. Weil wir oft lieber die bequeme Abkürzung nehmen, um unsere Ängste nicht allzu sehr spüren zu müssen. Damit nehmen wir uns nur leider auch die Chance, sie in der Tiefe heilen zu können und so geht’s dann immer weiter.
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