Ich glaube, dass wir alle uns diese eine Frage schon dutzende Male gestellt haben. Manchmal ist es so, als stünden wir vor einem riesigen Berg, bei dem es nur leider keinen Weg zum Aufstieg gibt. Wir sehen den Gipfel irgendwo da oben im Nebel, aber wir wissen einfach nicht wie wir dorthin gelangen sollen.

Wir suchen nach Wegen, aber scheinbar geht einfach nichts voran. Dann plötzlich beginnt der Prozess zu rasen und wir glauben, dass wir nun ein gewaltiges Stück näher an des Rätsels Lösung gekommen ist. Aber drei Tage später stehen wir erneut vor dem Berg und finden keinen Aufstieg.

So oder so ähnlich haben wir es alle erlebt. Wie lange diese Phasen andauern und wie lange wir uns ständig mit der flachen Hand an die Stirn schlagen und entnervt ausrufen „Warum ist denn nur so kompliziert?!“ das liegt – so behaupte ich mal provokant -ganz alleine bei uns.

„Hä?“ sagst du jetzt vielleicht. „Warum liegt das denn nur bei mir, wenn er doch so doof ist und dieses oder jenes tut oder eben auch nicht tut?! Ich kann doch gar nichts dafür, ich mach doch gar nichts.“

Und genau da ist das Problem, was viele haben, was sie aber nicht sehen (wollen).

Ich möchte euch einmal meine Meinung sagen, warum du in diesem Prozess lange das Gefühl hast, in einer Sackgasse gelandet zu sein.

Und bei allem, was ich sage: Denke bitte dran, dass ich dir liebe Leserin (oder dir liebem Leser)  nur liebevoll in den Hintern treten möchte, weil ich weiß, dass du es kannst – dass DU diesen ganzen Prozess auch schaffen wirst.

Also, warum ist es denn nun eigentlich alles so kompliziert?

Du schaust immer nur auf ihn.

Der Blick zu ihm schützt dich davor, bei dir selbst schauen zu müssen.
Wenn du immer nur darauf achtest, was er tut, was er nicht tut, was er sagt, was er schreibt, ob er einen oder zwei Smileys nutzt, wirst du nie an den Punkt kommen, an den du kommen musst. Und der liegt nämlich tief in deinem Inneren.
Du darfst lernen, du darfst heilen und dafür brauchst du nicht schauen, was er macht, sondern du fragst dich, was es mit dir macht, wenn er was macht oder es eben entgegen deiner Erwartung nicht macht.

Du hinterfragst sein Verhalten also nicht mehr, hörst auf es zu sezieren und gehst stattdessen nach innen. Bist still, lauschst deinen Gefühlen. Fühlst sie. Und lässt sie gehen.

Du lenkst dich ab.

Natürlich ist es nicht gut, wenn du nur im dunklen Kämmerlein sitzt und Trübsal bläst. Aber ich bin mir sicher, dass es in diesem Prozess Phasen gibt, in denen weniger Außen mehr ist.
Weniger Außen und mehr Innen.

Ablenkung ist oft einfach ein Widerstand, der dich schützen möchte, negative Gefühle zu fühlen. Aber ohne negative Gefühle geht es nun mal nicht. Schiebst du sie weg, werden sie immer größer. Schlimmstenfalls machen sie dich krank.

Du bist passiv.

Möchtest du agieren oder immer nur reagieren? Möchtest du vorankommen oder einfach nur auf der Stelle treten? Passivität ist in Teilen des Prozesses definitiv nicht angesagt.

Natürlich ist es so, dass alles passiert wie es passieren soll und wir in diesem Prozess geführt und beschützt sind, aber ich finde es falsch und auch gefährlich, alles nur mit der dicken spirituellen Brille zu betrachten. Die hat schon viele Menschen blind gemacht.

Du darfst selbst losgehen und dir die Tools suchen, die dich bestmöglich unterstützen. Wir leben in einer Welt voller Möglichkeiten, wenn es darum geht, Wissen zu erlangen. Es gibt unendlich viele Quellen, die dich mit genau den Informationen füttern, die du gerade brauchst. Aber dafür musst du erst einmal akzeptieren, dass du alles selbst in der Hand hast. Ohne dein aktives Tun, wird nichts geschehen und du wirst dich immer wieder in der Opferrolle wiederfinden.

So frage dich in jeder Phase des Prozesses, was du gerade brauchst, um weiter kommen zu können. Plagen dich Ängste, dann lies ein Buch darüber, um dich zunächst selbst besser verstehen zu können. Höre Podcasts, schau dir Videos auf YouTube an. Spar doch mal die Netflix-Serie am Abend und investiere die Zeit wirklich in dich! Such dir Unterstützung in Form eines Coachings. Ja, dann gibt’s vielleicht mal kein Paar neue Schuhe oder eine Jeans weniger, denn Geld ist bei uns allen meistens nicht so dicke in den Zeiten, wie wir sie gerade haben. Aber langfristig lohnt es sich wirklich, wenn du bewusst in dich investierst.

Probiere dich aus, teste was es alles gibt. Kontaktiere Coaches und schau, ob ihr harmoniert. Sprich mit Menschen, die diesen Weg gehen und bei denen du das Gefühl hast, dass sie da halbwegs gerade durchkommen.

Mach etwas, aber bleibe bitte nicht passiv!

Du vertraust nicht.

Der finale Punkt meines kleinen Appells. Vielleicht der schwerste.

Vertrauen ist das A und O. Es ist die Basis, um nicht wahnsinnig zu werden. Sich nicht nach einer Gummizelle zu sehnen, in der man den Rest seines Lebens stumpf die weichen Wände abklopft. Es zu erlangen, ist nicht leicht, denn wir alle haben Erfahrungen in unserem Leben gemacht, die unser Vertrauen nachhaltig beschädigt haben. Diese Erfahrungen sitzen tief in uns und lähmen uns. Wie sollen wir vertrauen?

Wir sind auf diesen Weg geworfen worden, damit wir es lernen. Das ist die gute Nachricht. Gleichzeitig ist es aber auch die schlechte Nachricht, denn dieser Weg fordert uns einiges ab, was es uns schwermacht, diese wichtige Lernaufgabe zu meistern.  Aber du wirst sie meistern, langsam, Schritt für Schritt. Es geht immer weiter, es wird immer leichter und besser. Vorausgesetzt natürlich du hast die ersten drei Punkte beherzigt. Wirklich aus tiefstem Herzen vertrauen kannst du nur, wenn du deine Ängste aufgelöst hast und deine Schatten ins Licht geholt hast.

Wenn du vertraust, lässt du Erwartungen los, du kannst dich fallen lassen in was auch immer passiert und du musst dafür nicht immer Bestätigungen im Außen suchen. Alles darf sein und du siehst, dass alles für dich geschieht.

Vertrauen bedeutet, dass du eines Tages fühlen kannst, dass dieser Prozess viele Geschenke für dich bereithält und dass du dich immer – in jeder Etappe – auf dem für dich bestmöglichen Weg der Heilung befindest.

Im Laufe des Prozesses wird die Frage nach dem „Warum ist es eigentlich so kompliziert?“ stetig leiser. Aber nur, wenn du beginnst ehrlich zu dir zu sein. Zu erkennen, wo du vielleicht doch immer noch zu sehr zu seinem Verhalten schaust. Wo du dich ablenkst, um gewisse Dinge nicht fühlen zu müssen. Wo du passiv dasitzt und wartest, dass die Lösung des Problems zu dir kommt. Und wo du einfach nicht vertrauen kannst.

Lass dich aber nie entmutigen, denn eins ist sicher: Es geht immer nur vorwärts!!