Ihr Lieben, diese Frage kennen sicher viele von euch…
Sie ist gerade am Anfang ein zentraler Bestandteil des Prozesses und gehört in die Kategorie Loslassen. Die erste und vielleicht schwerste Aufgabe in dieser ganzen Achterbahnfahrt.
Zunächst möchte ich euch einmal meine Antwort auf die Frage geben, die sich auch erst nach einem Jahr im Prozess für mich ergeben hat. Danach erzähle ich euch, wie schwer ich mich mit dieser Frage getan habe.
Wenn ihr gerade eine Zeit der Annäherung hattet und alles schön war, ist es umso verwunderlicher für dich, wenn er sich nun plötzlich wieder zurückzieht. Was ist da passiert? Eigentlich ist es recht einfach: Eure Nähe hat ihm Angst gemacht. Er hat festgestellt, dass er all diese Gefühle zu dir nicht „managen“ kann, dass sie ihn sehr berühren und das macht ihm Angst. Deshalb muss er sich zurückziehen!
Machen wir ein Experiment, okay?
Versuch dich bitte in jemanden hineinzuversetzen, dem zu viel Nähe Angst macht. Stell dir vor, wie dich Gefühle erdrücken, wie sie dir die Luft zum Atmen nehmen, wie alles plötzlich eng um dich herum wird und du spürst, wie etwas tief in die NEIN schreit. Du kannst es nicht greifen, weißt auch nicht, woher diese Angst oder diese Ablehnung kommt, aber du fühlst sie. Sie fühlt sich schrecklich an, bedrohlich, dunkel. Du kannst nichts dagegen tun und du kannst sie auch nicht äußern, weil du gar nicht weißt, wie man überhaupt über Gefühle spricht und du diese Situation auch überhaupt nicht einordnen kannst. Du fühlst dich gefangen, unfähig und bist völlig überfordert. Du möchtest nur eins – dass es aufhört, sich so schlimm anzufühlen.
Was würdest du dir nun von deinem Gegenüber wünschen? Dass man dir den Raum lässt, den du gerade so dringend brauchst oder dass man dir diesem Raum nimmt, indem man sich bei dir meldet?
Ich weiß, dass der Herzmensch sich schwer vorstellen kann, dass man ohne ein Zeichen des Gegenübers gut leben kann, aber das ist nicht sein Denken. Für ihn ist auf einmal alles einfach nur angsteinflößend und was ist der erste Impuls, wenn man Angst hat? Man meidet den Auslöser. Genau das tut er, indem er nun wieder in den Rückzug geht.
Was kannst du aber nun tun?
Versuch die Situation zunächst einmal anzunehmen und mache dir bewusst, dass sein Rückzug nichts mit dir persönlich zu tun hat.
Wichtig ist, dass du weißt: Du bist nicht falsch und du hast auch nichts falsch gemacht. Er im Übrigen auch nicht. ;-) Er kann derzeit nicht anders. Wenn du verstehst, dass er sich nicht von dir zurückzieht, weil er dich verletzen möchte und dies nicht bedeutet, dass nun alles aus ist, kannst du erst einmal deine eigene Angst beruhigen und aus dem Gedankenkarussell aussteigen. Du beginnst wieder klarer zu sehen und vor allem hast du die Chance, nicht mehr aus der Angst heraus zu handeln.
Atme bewusst tief ein und aus, nimm dir Zeit für dich und frage dich, was für euren Prozess am Besten ist. Möchtest du aus Angst agieren, oder soll das Gefühl der Liebe dein Handeln bestimmen?
Spielen wir doch beide Situationen einmal durch.
Er ist im Rückzug, du hast nun lange nichts von ihm gehört und fragst dich, wie es ihm geht, was er macht und ob er überhaupt noch an dich denkt. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, wie du dich verhalten kannst:
1) Du schreibst ihm, weil du dich selbst beruhigen möchtest und sichergehen willst, dass er dich nicht vergisst. Er antwortet nicht, denn wäre die Situation für ihn okay und er könnte er dir ganz entspannt antworten, hätte er auch nicht in den Rückzug gehen müssen. Du bist enttäuscht, weil du natürlich hoffst, dass er auf deine Nachricht reagiert und du verfällst wieder in alte Muster, zweifelst, meldest dich wieder und fragst ihn, was los ist und war, was bei ihm dazu führt, dass er sich unter Druck gesetzt fühlt und im schlimmsten Fall noch mehr in den Rückzug geht. Vielleicht blockiert er dich auch, weil er sich nicht anders zu helfen weiß.
2) Du erkennst, dass es im Moment besser ist, sich nicht zu melden und darauf zu warten, dass er seinen Rückzug beendet. Du musst dafür wieder durch deinen alten Schmerz oder Ablehnung gehen, den du damit aber wieder ein wenig mehr heilen darfst und er spürt, dass sich ein neuer Raum auftut, in dem er sein darf wie er ist und in dem du dich bewegen kannst.
Was fühlt sich für dich besser an? Spüre da mal in dich hinein und sei dir immer gewiss, dass alles für dich geschieht!!
Wie war es bei mir?
Oh, es war schlimm. Anfangs habe ich ihm oft geschrieben, war enttäuscht, weil er natürlich niemals sofort geantwortet hat und wenn er es denn tat, war es niemals die Antwort, die ich mir gewünscht hatte. Ich hatte Erwartungen an ihn, die er als tonnenschwere Last gefühlt haben muss. Ich habe versucht, mich auf anderem Weg ins Gedächtnis zu bringen, habe Bilder in meinem Status auf dem Handy gepostet, die ihn zum Nachdenken anregen sollten. Ich wollte Kontakt um jeden Preis und habe dabei ganz vergessen, dass ich ihm damit immer mehr den Raum für seine Entwicklung nehme. Dann begann ich umzudenken, aber das klappte nicht wirklich gut. Zu sehr war ich auf diese ganze Sache mit dem Handy fixiert. Ich war regelrecht süchtig danach, zu schauen ob er meinen Status gesehen hat, ob er online ist usw. Und ich habe mir damit nur selbst geschadet. Zum einen habe ich ihm ständig Energien gesendet, die einen extremen Mangel ausstrahlten und zum anderen habe ich mir so viel Zeit genommen, die ich für meine eigene Entwicklung hätte nutzen können.
Ich habe dann versucht, für mich Tricks anzuwenden, um es mir selbst leichter zu machen, dieses schädliche Verhalten abzustellen. So habe ich mir eine Affirmation als Hintergrundbild auf dem Handy eingestellt, die ich immer gesehen habe, wenn ich seinen Kontakt geöffnet habe. So wurde mir immer wieder präsent, dass es auch anders gehen kann. Nach und nach verschwand der Drang, dass ich mich melden wollte. Ich hörte auf, ständig zu schauen, ob er meinen Status angeschaut hat und ob er online ist. Aber es hat wirklich lange gedauert und erst jetzt nach gut einem Jahr bin ich soweit, dass ich nun nicht mehr sehen kann, wer meinen Status überhaupt anschaut, weil ich die entsprechende Einstellung dafür am Handy geändert habe. Ich möchte frei sein von diesen Zwängen, denn all das kostet Kraft und was könnten wir mit dieser Kraft alles für uns schaffen?
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