Es gibt immer wieder Tage, an denen holen mich die alten negativen Gedanken ein. Alte Muster sind plötzlich sehr präsent und verstellen mir die Sicht auf all das, was ich bereits gelernt habe und was ich dachte, in mein System übernommen zu haben. Aber an diesen dunklen Tagen möchte ich eigentlich nur blind vor Wut um mich schlagen, das Leben anschreien, warum es das alles tut. Mich möchte ich nehmen und schütteln und mich fragen, warum ich denn immer noch nicht weiter bin in meiner Entwicklung als bis zu dieser Stelle. Ich hinterfrage, ob alles nur eine Lüge war, aufgebaut in einem Gedankenschloss aus rosa Watte, um die harte Realität nicht sehen zu müssen.
Wenn ich mich dann wieder eingefangen habe, bemerke ich, dass es mir inzwischen viel leichter fällt, meine Gedanken wieder positiv anzuhauchen. Ich verfalle nicht mehr tagelang in dieses dumpfe Brüten, wie man so schön sagt und schaff es recht schnell, mir klarzumachen, dass da ein innerer Anteil zu mir spricht, den ich schon so lange beherberge, ohne dass ich ihn je kennengelernt habe. Das ist es, was ich gerade tue. Ich erkunde meine Innenwelt wieder neu.
Nachdem ich mich um mein inneres Kind gekümmert habe, habe ich nun neue Kameraden, mit denen ich mich beschäftigen kann.
Da gibt es eine innere Beschützerin, ich nenne sie Ragna. Ragna ist schön und groß und stark und sie lässt es nicht zu, dass ich verletzt werde. Eigentlich schützt Ragna aber gar nicht mich – die Erwachsene – Ragna schützt Sanni, die verletzte Kleine, die sich gern hinter ihr versteckt. Der Vorteil für Sanni ist, dass sie sicher ist vor Verletzungen jeglicher Art. Ragna reguliert Gefühle und verhindert große Ausbrüche aus dem alltäglichen Trott. Sie minimiert Risiken und das sehr erfolgreich, seit vielen Jahren. Und ich habe sie erst vor Kurzem kennenlernen dürfen und nun versuchen wir uns anzunähern. Das ist wichtig, damit ich verstehe, warum sie das tut was sie tut und sie versteht, dass ich ihre Arbeit wirklich wertschätze, es aber Zeit ist, dass wir neue Aufgaben für sie suchen. Es ist ja toll, wenn sich immer jemand sofort in die Schusslinie wirft, wenn Gefahr droht, aber mittlerweile bin ich in einem Alter, in dem ich mich selbst in die Schlusslinie werfen sollte.
Dieser innere Prozess braucht viel Achtsamkeit. Je mehr ich meinen Blick nach innen richte, desto mehr Anteile entdecke ich, die so lange ihr Schattendasein fristen und die mich doch aber ausmachen, die agieren und reagieren, oft ohne dass ich mir dessen bewusst bin. Wenn ich sie mir jedoch nicht bewusst mache, werde ich weiterhin feststecken. In diesem Prozess, in meinen alten Mustern. Deshalb heißt es derzeit viel Schreiben, denn alles was ich mir aufschreibe, ist doppelt so präsent. Ich führe innere Dialoge mit meinen Anteilen und schreibe auch diese auf und es ist wirklich spannend, was da so herauskommt. Man muss sich einlassen können auf diese Art von Selbstfindung, aber es lohnt sich unheimlich.
Ich verlinke euch hier mal ein Buch, was für mich ein toller Einstieg ins Thema war. Vielleicht kann es den ein oder anderen inspirieren, sich ebenfalls mal mit seinen inneren Anteilen zu beschäftigen. Ich kann es euch nur empfehlen. Wenn ihr bei eurer Innenreise Unterstützung braucht, meldet euch sehr gern, denn oft ist es einfach schön, wenn jemand anders einem inneren Anteil Fragen stellen kann. Dann lasst einfach einen Kommentar da oder meldet euch bei Instagram. Wäre doch gelacht, wenn wir den Prozess gemeinsam nicht schaffen, oder?!
Hinterlasse einen Kommentar