In einem ganz normalen Café sitzen wir uns gegenüber und unterhalten uns über das Leben. Die dunklen Sessel sind wie ein weicher Kokon, der mich umgibt und entspannt lasse ich mich nach hinten sinken. Immer wieder gehen Menschen an unserem Tisch vorbei, aber es ist so, als seien sie gar nicht wirklich da, als wären sie nicht real. Ihre Stimmen verschwimmen in einem Meer aus dumpfem Gemurmel und machen deiner Platz.
Du erzählst viel über deine Vergangenheit und ich frage immer wieder nach. Es ist nicht dieses höfliche, aber distanzierte Nachfragen, mit dem man ein Gespräch am Laufen halten will. Es ist echtes, reines Interesse.
Ich sauge deine Worte auf, möchte so viel mehr von dir wissen. Es gibt nichts, was unwichtig ist, nichts, was banal scheint.
Ich erzähle von mir. Mehr als ich es einem fast Fremden jemals erzählen habe. Selbst Menschen, die mich gut kennen, konnte ich manches davon noch nie erzählen. Es ist so einfach mit dir. Die Worte sind federleicht, wo sie sonst oft tonnenschwer wie Blei und zäh wie Leder sind.
Als du aufstehst, um uns noch einen Kaffee zu holen, schaue ich dir hinterher. Ich atme tief ein und wundere mich, warum ich plötzlich so unruhig bin. Irgend etwas ist anders. Seltsam.
Ich frage mich was da in mir passiert, aber als du wiederkommst, dich schwungvoll hinsetzt und mich ansiehst, spüre ich, wie sich mein Herzschlag beschleunigt und mir heiß und kalt zugleich wird. Und plötzlich verstehe ich.
Die Erkenntnis trifft mich wie ein Blitz und endlich weiß ich, was es mit dieser Redewendung auf sich hat. Es fühlt sich exakt so an, als würde einem ein viel zu greller Lichtstrahl schmerzhaft durch den Körper schießen. Ich beginne dich zu mögen. Richtig zu mögen. Der Gedanke drückt schwer auf meine Schultern.
Es ist nicht dieses Mögen, das ich bei anderen habe. Es ist diese Art von Mögen, die mich nachts nicht schlafen lässt. Diese Art, die mich ständig in einem Zustand von kopfloser Unruhe durch die Welt laufen lässt und mich einfachsten Dinge vergessend macht. Du berührst mich tief in meinem Inneren und es gibt wenig, was mir mehr Angst macht.
Ich seufze leise und weiß, dass es bereits zu spät ist, umzukehren. Ich schaue zu dir herüber und du lächelst mich an. Für einen kurzen Augenblick denke ich, dass es dir genau so geht wie mir.
Der Zauber verfliegt, als du zum Aufbruch drängst.
Wochen – ach was – Monate später, hier auf meinem Sofa, denke ich an diesen Tag. Ich kann dich noch sehen, wie du dort gesessen hast und ich kann fühlen, was ich damals gefühlt habe. Es ist, als sei es erst gestern gewesen und doch ist es schon fast weit weg, als sei es nie geschehen.
Hinterlasse einen Kommentar